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Ich halte Dankbarkeit für eine der wichtigsten Fähigkeiten im Leben, um Zufriedenheit und Glück zu erlangen. Oft sehen wir nur die Dinge die wir nicht haben, oder noch schlimmer: was unser Nachbar / jemand im Internet hat, statt uns auf das zu konzentrieren, was unser eigenes Leben bereits jetzt bereichert. Und da kommt die Dankbarkeit ins Spiel. Denn sie entscheidet darüber, wie zufrieden wir im Leben sind. Dankbarkeit hat unzählige positive Effekte auf Wohlbefinden und Gesundheit, wie etliche Studien herausgefunden haben (hier gibt es einen interessanten Artikel dazu). Es lohnt sich also, sie ganz gezielt zu stärken – genau so, wie man einen Muskel trainieren würde.

Ich beschäftige mich schon lange mit Dankbarkeit und habe im Laufe der Zeit einige Strategien entwickelt, um sie zu fördern. Mittlerweile würde ich sogar behaupten, dass sie mir in Fleisch und Blut übergangen ist und ich bin sicher, dass die folgenden Tricks entscheidend dazu beigetragen haben.

Hier sind sie also: Meine 5 besten Strategien, um die Dankbarkeit zu stärken.

Dankbarkeitsjournal

      Jeden Abend schreibe ich ein Stichwort oder maximal einen Satz auf, wofür ich an diesem Tag dankbar gewesen bin. Früher hatte ich dafür ein spezielles Journal, dass auf meinem Nachttisch lag, heute habe ich diese Tagesnotizen in meinen Kalender integriert. Diese tägliche Übung schult ungemein den Blick für die kleinen Dinge, für die ich dankbar sein kann. Und auch die Dinge, die ich wie selbstverständlich hinnehme obwohl sie es nicht sind: wie ein Zuhause zu haben, immer genug zu Essen und Trinken, eine Krankenversicherung, in einem demokratischen Land zu leben, usw. Besonders in Zeiten in denen es mir nicht so gut ging war dieses tägliche Ritual eine wichtige Stütze für mich. Denn es war zwar bei Weitem nicht alles toll, aber dennoch gab es viel Gutes. Ich musste es nur sehen und diese Übung hat da total bei geholfen.

      Tischspruch

      Bei Freunden, die Biobauern sind und Gemüse anbauen, habe ich einen total schönen Tischspruch kennen gelernt. Ich bin kein religiöser Typ und mit einem klassischen Gebet vor dem Essen könnte ich so gar nichts anfangen. Dieser Spruch ruft aber auf wunderbare Weise ins Bewusstsein, was alles nötig ist, bis ein Essen auf dem Tisch steht und zeigt, wie besonders diese Alltäglichkeit eigentlich ist. Gerade wenn man mitbekommt, wie viele Stunden am Tag so eine Landwirtin schuftet! Wir haben den Spruch übernommen und merken, dass es einen großen Unterschied macht, ob wir ihn vor dem Essen sagen, oder einfach so essen. Er geht so:

      „Dieses Essen ist ein Geschenk des Himmels und der Erde und es wurde mit viel Liebe und Mühe zubereitet. Wir wollen es in Achtbarkeit und Dankbarkeit genießen. Guten Appetit!“

      Kurz und doch prägnant. Den Teil mit der Mühe ändern und erweitern wir immer nach Lust und Laune, je nachdem ob tatsächlich Mühe im Spiel war, es Helfer oder Kochkatastrophen gegeben hat – das wird dann gerne auch mal ausführlicher und lustig. So vermeiden wir, dass der Spruch zur Routine wird und haben viel Spaß damit. Und stellen sicher, dass wir bewusst würdigen, was wir da vor uns auf dem Teller haben.

      Danke sagen

      Dieser Tipp ist so banal, dass es fast weh tut, aber er wirkt trotzdem! Ich habe mal von einer Studie gelesen, die herausgefunden hat, dass Menschen zu Fremden wesentlich höflicher sind als zu ihrem eigenen Partner / ihrer eigenen Partnerin. Das hat mir nicht gefallen und da habe ich mir vorgenommen, dass mir das nicht passieren soll. Ein Weg, wie ich das mache ist mich für Kleinigkeiten zu bedanken. Denn wenn mein Mann extra aufsteht um mir ein Glas Wasser zu holen, Essen kocht oder etwas für mich repariert, dann ist das keine Selbstverständlichkeit, auf die ich Anspruch habe. Also bedanke ich mich. So wie ich es bei jedem anderen auch tun würde. Und es gibt jeden Tag zahlreiche Gelegenheiten, zu denen ich mich bedanke – in denen ich also Dankbarkeit spüre und ausdrücke. Ein gutes Training für meinen Dankbarkeitsmuskel.

      Und ein gutes Vorbild für unser Kind, wie ich meine, denn nach „Mama“ war sein zweites Wort „Danke“. Bis dahin war mir gar nicht klar gewesen, wie oft wir „Bitte“ und „Danke“ sagen, aber es gefällt mir, dass es offensichtlich ziemlich oft ist.

      Kerze entzünden

      Erst vor ein paar Jahren habe ich ein neues Dankbarkeitsritual für mich entwickelt. Es ist die Abwandlung eines Klassikers, mit dem nie etwas anfangen konnte: In einer Kirche eine Kerze entzünden. Wie gesagt, ich bin nicht religiös und gehe nicht in Kirchen, außer, um sie zu besichtigen und Fertigkeiten der früheren Handwerker zu bewundern. Wenn ich aber schon da bin, dann nutze ich mittlerweile die Gelegenheit und zünde eine Kerze an. Nicht als Gebet, Bitte oder im Gedenken an Verstorbene, sondern um mich für alles Wunderbare in meinem Leben zu bedanken.

      Kirchen, oder besser gesagt Gotteshäuser egal welcher Religion, sind Orte, an denen Menschen sich klar machen, dass sie nicht die einzigen oder wichtigsten auf der Welt sind. Dass da noch was anderes wirkt, sei es Gott, Energien, die Kräfte, das Leben, Schicksal, Zufall, oder was auch immer. Genau an diese unbekannte Adresse schicke ich meinen Dank mit dem Kerzlein. Und freue mich jedes Mal, wenn ich die Gelegenheit dazu habe.

      Goldene Momente mitteilen

      Wie bereits hier erwähnt, sammle ich super gerne goldene Momente. Meine eigenen und die von anderen. Nach meiner Hochzeit habe ich z.B. jeden Gast beim Abschied nach seinem / ihrem persönlichen goldenen Moment der Feier gefragt. Und dabei wundervolle, überraschende und bewegende Antworten erhalten. Ich hatte zum Beispiel vorher keine Ahnung, dass der Mond über dem Garten gestanden und die Feier beleuchtet hat. Zum Glück habe ich gefragt, sonst hätte ich das nie erfahren!

      Daher weiß ich mittlerweile auch, wie schön und bereichernd es ist, sich die goldenen Momente gegenseitig mitzuteilen. Denn Freude teilen ist einfach wunderbar und hat überhaupt nichts mit angeben zu tun. Geteilte Freude führt zu Fremd-Freude, dem Gegenteil von Fremd-Schämen. Und die Möglichkeit, mich noch mehr zu freuen, nehme ich gerne mit. Die Einladung an dich steht also, hier jeden Freitag deinen goldenen Moment der Woche zu teilen, damit wir uns miteinander fremd freuen und dankbar sein können.

      Teile was dir gefällt!